Die Ortsgruppe des Gewerbeverbandes der Amtshauptmannschaft Borna

Bereits im Februar 1923 begann der neue Gewerbeverband der Amtshauptmannschaft Borna mit seiner Arbeit. Die Struktur und die Arbeit des Gewerbeverbandes ist im einzelnen noch nicht untersucht, aber das Vereinsleben spielte sich zweifellos vor allem in den Ortsgruppen ab. Hier war die Ortsgruppe Borna mit Vorträgen und Veranstaltungen in gewohnter Weise besonders rege. Den Vorsitz der Ortsgruppe hatte Dr. Böttger.

Den Einfluss der Ortsgruppe Borna auf die Stadtverordneten wird belegt  durch ein Ereignis aus dem Jahre 1925. Das Tageblatt berichtete, dass es in der Maiversammlung der Stadtverordneten zu „erregten Auseinandersetzungen wegen einer Beschwerde des Gewerbeverbandes“ Ortsgruppe Borna kam. Der Verband war gegen den Verkauf von Fischkonserven, Käse usw. durch Leipziger Händler auf den hiesigen Wochenmärkten.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kam es zur Gleichschaltung aller Gewerbevereine – wenn auch nicht sofort, da die Macht-, Organisationsstrukturen und Zuständigkeiten der Nationalsozialisten sich auch erst im Laufe der ersten Regierungsmonate klärten. So entstand im August 1933 die Dachorganisation für Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisationen. Diesem Dachverband wurden alle Gewerbevereine bzw. -verbände untergeordnet. Sie verloren nach und nach ihre Selbstständigkeit, lösten sich auf bzw. hörten auf zu existieren. Das galt auch für den Gewerbeverband der Amtshauptmannschaft Borna und damit seiner Ortsgruppen.

In diesem Zeitpunkt wusste man doch nicht, dass damit der Bornaer Mittelstand, die Handels-, Gewerbetreibenden und Freiberufler fast sechs Jahrzehnte über keine gleichwertige, eigene Interessenvertretung verfügen sollten. Erst im Jahr 1994 gründete sich wieder ein neuer Gewerbeverein in Borna, der auch den Anspruch formulierte, in der Tradition früherer Gewerbevereine zu stehen.

Menü