Die Bezirksausstellung des Gewerbevereins 1896

Die Idee der Weltausstellungen – einer internationaler Ausstellung neuester Industrieprodukte und Erfindungen, die erste Weltausstellung fand 1851 in London statt – hatte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland viele Bewunderer gefunden. Man organisierte ähnliche regionale Ausstellungen, um die Idee von technischer Faszination verbunden mit Amüsement, zu präsentieren.

Wahrscheinlich unter diesen Einflüssen regten Mitglieder des Ausschusses im Jahre 1895, man hatte bereits Jahre zuvor kleinere Ausstellungen durchgeführt, eine Gewerbeausstellung an. Schließlich kam man überein, eine Bezirksausstellung zu organisieren. Dazu wurde ein Ausstellungsausschuss gebildet.

Am 19. Januar 1896 gab der Gewerbeverein im Bornaer Tageblatt und in weiteren Presseerzeugnissen bekannt, dass eine „Bezirksausstellung zu Borna für Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe vom 17. bis 31. Mai 1896″ stattfinden wird. Der Vorsitzende des Ausstellungsausschusses war der Vorsteher des Gewerbevereins Robert Huster. Eine Geschäftsstelle wurde eingerichtet.

Die folgenden Monate waren gefüllt mit vielen Aufgaben und Arbeit. Mitte Februar setzte im Tageblatt und in der Presse der umliegenden Amtshauptmannschaften die Werbetätigkeit für die Bezirksausstellung ein. Von nun an wird wöchentlich mehrmals über die Ausstellung berichtet.

Am 16. Februar 1896 lesen wir im Bornaer Tageblatt, dass „die hohen Königlichen
Ministerien der Bezirksausstellung die größtmögliche Förderung zu teil“ werden lassen. „Das Königliche Ministerium des Innern hat sich mit der Veranstaltung von Pferden, Rindvieh und Kleinvieh in Borna vollständig einverstanden erklärt.“ Damit wurde die Bezirksausstellung wesentlich aufgewertet.

Zu diesem Zeitpunkt hat „… Baumeister Eichler den Bau der großen Ausstellungshalle in Angriff genommen. An den bereits liegenden Grundschwellen kann man jetzt schon den bedeutenden Flächeninhalt der Ausstellungshalle erkennen und doch machen die zahlreich eingegangenen Anmeldungen … bedeutende Anbauten an der Halle nötig. Auch das Äußere der Halle mit den beiden 15 Meter hohen Mitteltürmen und den im Mansardenstiele gehaltenen Ecktürmen wird einen interessanten Eindruck machen. … Ein weiteres Schmuckstück wird die mit einer schönen gewölbten Kuppel versehener Musikhalle, deren Ausführung Herr Baumeister Oehme übernommen hat, werden. Neben dieser Musikhalle wird eine Wasserkunst in Tätigkeit treten und auch hierzu hat unsere Stadtvertretung die städtische Wasserleitung unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Da die Beleuchtung des Ausstellungsplatzes mit elektrischem Licht erfolgt. Mit dem Fortgange der Arbeiten interessierte sich auch die Umgebung der Stadt Borna für die werdende Bezirksausstellung. Um diese aufzuklären, hielten sich die Mitglieder des Hauptausschusses am Anfang des Monat März in den Städten der Umgebung auf. Hier gaben sie allen „Interessenten der Bezirksausstellung noch über dies und jenes Aufschluss“. Überall „zeigte sich regstes Interesse für die Ausstellung“.

Die vorgesetzten königlichen und städtischen Behörden widmeten der Ausstellung
über den ganzen Zeitraum der Vorbereitung ihre ganze Aufmerksamkeit. Die Mitglieder des Hauptausschusses der Bezirksausstellung mit ihrem Ehrenvorsitzenden, Herrn Bürgermeister Löscher fanden sich am 14. April auf dem Ausstellungsplatz ein, um an Ort und Stelle, den günstigsten Platz für den großen Haupteingang festzustellen. Im April und Mai verging kein Tag, an dem nicht im Tageblatt berichtet worden ist.

Über die Ausstellungseröffnung berichtete mit den wärmsten Worten das Tageblatt. „Heute ist der langerwartete Tag gekommen, wo die Bezirksausstellung in unserm Borna ihre Pforten öffnet. Es ist ein fröhliches Fest für unsere Stadt, ein Fest der Arbeit und des Bürgerfleißes. Hunderte von Händen waren dafür monatelang in Tätigkeit, Hunderte von Kräften haben sich der Ausstellung zur Verfügung gestellt.“ … „Umrahmt von den ersten Blüten des Frühlings, breitet sich auf dem Ausstellungsplatze ein reich bewegtes Bild geschäftigen Lebens und Treibens vor uns aus, und jeder, der an dem Zustandekommen der Ausstellung mit beteiligt war, darf sich jetzt mit gehobenen Herzen seiner Arbeit freuen.“

Die Beteiligung an der Ausstellung übertraf alle Erwartungen. Es konnten daher auch nicht alle angemeldeten Aussteller berücksichtigt werden. „So sind also die für die Ausstellung weiten Flächen und Räume des Schützenplatzes und Schießhauses, der Aktienbrauerei und der Reitbahn völlig von hier ausgefüllt worden. War schon die Bornaer Lokalausstellung im Jahre 1873 – die Letzte, die wir hatten – von einem ungemein günstigen Erfolg begleitet, so werden wir all der Rechnung nach erst recht stolz sein dürfen als den Verlauf der diesmaligen Bezirksausstellung.“ Für das Wohlbefinden und die Unterhaltung der zahlreichen Gäste war durch „Bier- und Weinverschankketten auf dem Ausstellungsplatze, durch Verköstigungsgelegenheiten, durch täglich dreimal stattfindende Konzerte im Musikpavillion… bestens gesorgt.“

In den nächsten Tagen sah die Ausstellung so viele Besucher wie noch nie. Sie wurde ein großer Erfolg. Der neueste technische Fortschritt war hier vertreten. Es war wohl die größte Leistung des Gewerbevereins in seiner 62-jährigen Geschichte.

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